🌀 Was ist rTMS?
Die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) ist eine moderne, wissenschaftlich fundierte Methode zur nicht-invasiven Hirnstimulation. Sie wird erfolgreich zur Behandlung verschiedener psychiatrischer und neurologischer Erkrankungen eingesetzt – insbesondere dann, wenn Medikamente keine ausreichende Wirkung zeigen oder nicht vertragen werden.
Mithilfe wiederholter Magnetimpulse werden gezielt bestimmte Bereiche des Gehirns aktiviert oder gehemmt, um gestörte neuronale Netzwerke wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Die Behandlung erfolgt ambulant, ist schmerzfrei und sehr gut verträglich – ohne Anästhesie, ohne Medikamente.
✅ Klinisch erprobte Anwendungsgebiete:
Therapieresistente Depression
bei Patient:innen mit fehlender oder unzureichender Medikamentenwirkung
Zwangsstörungen (OCD)
moduliert überaktive Regelkreise in Frontalhirn und Basalganglien
Chronische Schmerzen
z. B. neuropathischer Schmerz, Fibromyalgie
Fatigue-Syndrome (z. B. bei Long COVID oder MS)
zur Förderung kognitiver Aktivierung
Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
zur Dämpfung überaktiver Stressnetzwerke
🧠 Wie funktioniert rTMS?
Während der Behandlung sitzt die Patientin oder der Patient bequem auf einem Behandlungsstuhl. Eine Magnetspule wird über einem definierten Bereich der Kopfhaut positioniert – meist über dem linken dorsolateralen präfrontalen Kortex (DLPFC), einer Region, die bei Depressionen unteraktiv ist.
Die Spule erzeugt kurze, hochfrequente Magnetimpulse, die durch den Schädelknochen dringen und das darunterliegende Hirngewebe stimulieren – gezielt und lokal. Je nach Frequenz (z. B. 10 Hz, 1 Hz oder iTBS) kann die Hirnaktivität verstärkt oder gedämpft werden.
📅 Ablauf & Dauer der rTMS-Therapie
Je nach eingesetztem Stimulationsprotokoll unterscheiden sich Dauer und Intensität der rTMS-Behandlung. Es stehen heute mehrere etablierte Verfahren zur Verfügung:
🔹 Standard-rTMS (10 Hz, linkspräfrontal)
Dauer je Sitzung: ca. 20–30 Minuten
Frequenz: 5 Sitzungen pro Woche
Gesamtdauer: 4–6 Wochen
Status: Goldstandard in vielen Studien und Leitlinien
⚡️ Theta Burst Stimulation (TBS) – die schnelle Alternative
iTBS (intermittierende Theta Burst): nur ca. 3 Minuten pro Sitzung
Behandlungsdauer: ca. 2–3 Wochen möglich
Klinisch gleichwertig zur klassischen Hochfrequenz-Stimulation
Wissenschaftlich empfohlen durch DGHP, DGPPN & internationale Fachgesellschaften
Ideal für ambulante Zentren mit hoher Auslastung und für Patient:innen mit wenig Zeit
✅ Allgemeine Merkmale:
Ambulante Durchführung – kein Klinikaufenthalt notwendig
Nicht-invasiv & medikamentenfrei
Keine Anästhesie erforderlich
Sehr gut verträglich – auch bei älteren oder multimorbiden Patient:innen
💬 Nebenwirkungen und Sicherheit
Die rTMS gilt als sehr gut verträglich. Häufigste Nebenwirkungen sind leichte Kopfschmerzen oder Kopfhautkribbeln zu Beginn der Therapie, die meist rasch nachlassen. Es sind keine Narkose oder systemischen Medikamente nötig, weshalb rTMS insbesondere auch bei multimorbiden oder medikamentensensiblen Patient:innen vorteilhaft ist.
In über 30 Jahren Forschung und Anwendung wurden nur sehr selten schwerwiegende Nebenwirkungen berichtet. Die Methode ist in den USA durch die FDA und in Europa durch die CE-Kennzeichnung anerkannt und wissenschaftlich validiert.
📚 Was sagen Fachgesellschaften?
Die Deutsche Gesellschaft für Hirnstimulation in der Psychiatrie (DGHP) empfiehlt rTMS als evidenzbasierte Therapieoption.
Die DGPPN-Leitlinie Depression führt rTMS als anerkanntes Verfahren bei Therapieresistenz auf.
Internationale Studien und Metaanalysen bestätigen die Wirksamkeit, insbesondere bei Depression und OCD.
📄 Weiterführende Infos & Studien:
➡️ DGHP – Empfehlungen zur rTMS-Therapie
➡️ Anleitung zur klinischen Anwendung
➡️ DGPPN S3-Leitlinie